Über 90 Prozent aller deutschen Diabetespatienten benutzen die Nadeln für ihren Insulinpen mehrmals, im Durchschnitt sogar bis zu neunmal! Viele tun es, um Geld zu sparen. Oft ist es aber einfach nur Bequemlichkeit oder Unwissenheit. Hinzu kommt, dass es in Deutschland bisher keine klare Empfehlung dazu gibt, wie oft eine Pen-Nadel benutzt werden soll. Ferner werden die Patienten nicht über die Risiken aufgeklärt, die eine Mehrfachnutzung mit sich bringt.

Da moderne Penkanülen möglichst schmerzfrei in die Haut gehen sollen, sind sie sehr dünn, kurz und scharf angeschliffen. Weil sie ein steriles Einmalprodukt sind, halten sie diese Eigenschaften auch nur einmal vor. Schon nach dem ersten Einstich ist der dünne Silikongleitfilm kaum noch vorhanden, der es der Nadel ermöglicht, leicht in die Haut einzudringen. Zudem werden die Nadeln von Mal zu Mal stumpfer und können verbiegen. Die Einstiche werden dadurch schmerzhafter und das Risiko für einen sogenannten Spritzhügel steigt. Wird beim nächsten Mal das Insulin in solch einen Spritzhügel gespritzt, ist nicht sicher gestellt, dass es gleichmäßig ins Blut gelangt.

Eine gebrauchte Kanüle, an der darüber hinaus verschiedene Keime anhaften können, kann nicht nur eine Entzündung an der Einstichstelle hervorrufen, sie kann auch dazu führen, dass zu wenig Insulin abgegeben wird. Denn bei jedem Einstich verbleibt eine Restmenge an Insulin in der Nadel, das zusammen mit Gewebsresten antrocknen und die Kanüle verstopfen kann. Zudem können Luftbläschen in die Patrone mit dem Insulin gelangen und zu einer Fehldosierung führen.

Diabetesberater empfehlen deshalb, die Kanüle bei jeder Injektion zu wechseln. So lassen sich Risiken vorbeugen und Schmerzen reduzieren. Die Einstichstelle sollte ebenfalls bei jeder Insulingabe gewechselt werden. Dabei sollte zum vorherigen Punkt zwei fingerbreit Abstand gehalten werden. Am besten ist es, man sticht im Laufe des Tages im Uhrzeigersinn rund um den Nabel – wobei auch zum Nabel ein gewisser Abstand eingehalten werden soll – in den Oberschenkel oder auch ins Gesäß. Mit dieser Methodik und einer frischen, sterilen Nadel stellt man sicher, dass der Körper das Insulin bekommt, das er auch braucht.